Erkenntnisse einer Tierärztin zum Thema vegane Hundeernährung

Erkenntnisse einer Tierärztin zum Thema vegane Hundeernährung

Eine Dame und ein Hund in der Natur blicken glücklich in die Kamera.[vc_row][vc_column][vc_column_text]Erkenntnisse einer Tierärztin (die selbst vegan lebt und sich entschlossen hat, auch ihre Hunde auf diese Weise zu ernähren) Es ist kein einfacher Kampf mehr. Es herrscht Krieg! Immer wieder erreichen uns Beleidigungen, Beschimpfungen, ja sogar Drohungen. Die Rede ist aber nicht von politisch brisanten Themen wie der Griechenlandkrise oder der Flüchtlingswelle. Hier dreht es sich schlicht und ergreifend um die Frage:“Wie füttere ich meinen Hund?“. Schon seit einigen Jahren fällt mir auf, dass sich an dieser Frage die Geister nicht nur scheiden, sondern auch streiten. Als Tierärztin, die im Fachbereich der Ernährungsberatung von Kleintieren tätig ist, sind mir Begriffe wie „Körnerfresser“ und „Taliban- Barfer“ längst nicht mehr fremd. Seitdem ich mich mit Hingabe für die Entwicklung von VEGDOG einsetze, wird mir aber eines immer klarer: Der Hundehalter ist des Hundehalters größter Feind. Toleranz? Fehlanzeige. Der Hund ist für viele Menschen zum Lebensmittelpunkt (oder eher Lebensschwerpunkt?!) geworden. Der eigene Vierbeiner ist fehlerfrei. Gibt es Stunk, haben die anderen Schuld. An unterschiedlichen Erziehungsansichten zerbrechen Freundschaften (die der Halter, die Hunde sind da meist recht unbefangen). Und was Mobbing angeht, macht es mich oft sprachlos, wie weit die Menschen gehen, wenn es sich darum dreht, eine Person für ihre Denkweise regelrecht niederzumachen. So geht es auch immer wieder uns von VEGDOG. Uns wird häufig vorgeworfen, wir seien Tierquäler, die vegane Hundeernährung nicht artgerecht und überhaupt gehörten wir doch sowieso direkt weggesperrt. Ich gebe es zu. Das dicke Fell ist mir persönlich noch nicht gewachsen. Auch ich liebe meine beiden Vierbeiner und möchte für sie nur das Beste! Sie müssen nie alleine bleiben, dürfen sich mehr als regelmäßig auf Wald und Wiesen mit Sozialpartnern austoben und Kopfarbeit leisten. Sie bekommen viele Streicheleinheiten (Ja, ich gebe es zu- sie schlafen sogar im Bett!) und werden im Krankheitsfall sofort tierärztlich versorgt. Und- ich habe mich entschlossen, sie vegan zu ernähren. Bis zu dieser Entscheidung war es auch für mich ein langer Prozess. Nach der Fütterung hochwertiger Trockennahrung und baldiger Entwicklung von Allergien, war es für mich selbstverständlich, meine Hunde lieber zu bekochen und später auch zu barfen. Wer kennt sie nicht, die Hundeforen? Jedem, der eine Frage stellt, die mehr oder weniger mit der Ernährung unserer Vierbeiner zu tun hat, wird früher oder später (eher früher) das barfen nahe gelegt. Auch ich landete hier. Auch ich verstand nicht, wie man sich für eine andere Fütterungsform entscheiden kann.[/vc_column_text][vc_single_image image=”2399″ img_size=”large” alignment=”center”][vc_column_text]Tierärztin Lisa und Ihre Romy[/vc_column_text][vc_column_text]Dann wurde ich selbst zur Veganerin. In mir arbeiteten viele Gedanken zum Thema Tierleid. Durch mein Studium hatte ich natürlich ganz reale Bilder vor mir. Die Schweine in ihren Kastenständen. Die Kühe, denen ihre Kälber direkt nach der Geburt entnommen wurden. Und natürlich der Schlachthof. Spätestens nachdem ich hier ein dreiwöchiges Praktikum durchführen musste, wäre ich Vegetarier geworden. Und das nicht ausschließlich wegen des massenhaften Tötungsprozesses, der hier im Akkord vollbracht wird. Die hygienischen Bedingungen waren mehr als gruselig. So wurde es für mich immer befremdlicher, meinen Hunden täglich ihre Fleischportion in den Napf zu legen. Ich hatte zwar einen der wenigen Läden ausgemacht, die Biofleisch an Hundehalter vertreiben, allerdings ging mir dieser eine Satz nicht aus dem Kopf:“Es gibt kein Fleisch von glücklichen Tieren. Nur von toten.“. Durch meine berufliche Tätigkeit hatte ich schnell gelernt, dass eine vegane Hundeernährung zwar nicht üblich, aber durchaus möglich ist. Ich beschloss, meine Hunde vegan zu bekochen. Nur für ein paar Tage. Ich wollte testen, ob sie es überhaupt fressen würden, wie die Verwertung und natürlich die Verträglichkeit war. Auf keinen Fall wollte ich meinen Fellnasen, die ich ja wie erwähnt unheimlich liebe, etwas aufzwängen, das ihnen nicht gut tut. Ich machte mich an die Kochtöpfe und stellte schnell fest, dass der Inhalt des Napfes sehr ähnlich dem war, der Fleisch enthielt. Dieses war lediglich gegen Zutaten pflanzlicher Herkunft ausgetauscht worden, die das Eiweiß mit entsprechender Aminosäure- Frequenz lieferten. Meine Hunde mochten ihr neues Futter sofort. Sie vertrugen es gut, die Verdauung funktionierte sogar besser als vorher. Das Fell glänze weiterhin, sie rochen immer noch nicht unangenehm und die Zahnsubstanz wurde nicht schlechter. Für mich war es ein kleiner Schritt mit großer Wirkung. Meine Hunde freuten sich nach wie vor über ihre Mahlzeiten, sie hatten dadurch keinerlei gesundheitliche Einschränkungen, retteten aber anderen Tieren das Leben.
[/vc_column_text][vc_column_text]Es könnte so einfach sein. Wären da nicht die Menschen, die einem tagtäglich vorwerfen, man tue etwas Böses. Man interessiere sich nicht dafür, was der eigene Hund brauche und würde ihn mit dieser Ernährungsform quälen. Ich finde das mehr als traurig, da ich mich selbst für sehr tolerant halte. Nie habe ich einen Menschen, der seinen Hund barft, gefragt, warum er sich nicht ein paar Kaninchen hält und diese den Hund jagen und im Ganzen fressen lässt, wenn er sich doch auf den Wolf beruft. Ich habe nie angemerkt, dass ständig von natürlicher Ernährung geredet wird, ein Hund aber nie ein Schwein oder gar eine Kuh fangen und töten könne. Ich habe auch nie verdeutlicht, dass Wölfe in freier Natur im Schnitt nur 5 Jahre alt werden (Ich persönlich wünsche mir eine bei weitem höhere Lebenserwartung für meine Hunde), geschweige denn gefragt, ob ein Wolf sich auch nur alle paar Stunden erleichtern dürfe, weil er nach bemessen des Menschen (und an Halsband und Leine geführt) nach draußen gelassen wird. Die großen Diskussionen zum Thema „Artgerecht“ sind mehr als ignorant. Und überhaupt grenzt es doch an Arroganz, wenn Menschen behaupten, sie können ein Lebewesen tatsächlich artgerecht halten. Der Vogel im Käfig, das Pferd in der Box oder das Kaninchen im Stall- sie alle haben keine Chance, ein Leben wie in freier Wildbahn zu führen. Müssen wir dann wirklich darüber diskutieren, was in der Futterschüssel unserer Hunde landet?! Kein Mensch der Welt kann einem Tier ein artgerechtes Leben bieten, auch keinem Haustier. Aber er kann versuchen ihm ein glückliches und gesundes Leben zu ermöglichen. Genau das möchten wir mit VEGDOG erreichen.
[/vc_column_text][vc_column_text]Fakt ist: Der Hund ist kein Wolf. Er wird in der Regel anders ernährt, auch beim Barfen. Wir können dem Hund eine natürliche, „wölfische“ Lebensweise nicht mehr gewährleisten. Er lebt seit ca. 100.000 Jahren eng an unserer Seite und hat sich dementsprechend angepasst. Im Vergleich dazu sind Katzen erst seit ca 9000 Jahren domestiziert. Wir alle lieben unsere Vierbeiner und möchten das Beste für diese. Was das ist, müssen wir individuell entscheiden und anhand der Gesundheit und Lebenslust unserer Hunde selbst beurteilen. Dabei würde ich mir aber mehr Toleranz wünschen. Ich möchte mich nicht ständig dafür rechtfertigen müssen, dass meine Empathie nicht nur für einige, wenige Lebewesen, sondern für alle reicht. Ich will nicht, dass meine Vierbeiner bemitleidet werden, obwohl sie ein tolles Leben führen, geliebt werden und auch meinen Lebensschwerpunkt darstellen. Ich hoffe auf einen offeneren und faireren Umgang aller Hundehalter untereinander. In Zeiten von Rasselisten, Leinenpflicht und Maulkorbzwang haben wir innerhalb unserer Gemeinschaft schon genug zu erdulden. Eure Lisa vom VEGDOG-Team
Lisa Protrait Lisa Walther

Bei VEGDOG habe ich 2015 meine Karriere als tierärztliche Spezialistin für die vegane Ernährung von Hunden begonnen. Heute berate ich zahlreiche TierhalterInnen zu allen Themen rund um die pflanzliche Fütterung ihrer Lieblinge. Zudem halte ich Fachvorträge vor TierärztInnen, damit meine KollegInnen an Offenheit für diese wichtige Thematik gewinnen.
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